Drei Kinder vor einer Informationstafel des Naturerlebnispfads Möggingen

Auf Erlebnistour mitten in der Natur - Naturerlebnispfad Möggingen

Eigentlich wollte ich unsere Kinder gern für die Heimattage Baden-Württemberg begeistern, die 2021 in Radolfzell stattfinden. Wir wohnen zwar in Konstanz, doch schadet es nicht, wenn sie auch die umliegenden Städte ein bisschen kennen und lieben lernen. Aber als ich bei meiner Suche nach einem kindertauglichen Programm vom Naturerlebnispfad in Möggingen lese, steht meine Entscheidung sofort fest: Da müssen wir hin! In Möggingen und an seinem wunderschönen Mindelsee waren wir schon oft. Aber den Erlebnispfad, der im Rahmen der Heimattage angelegt wurde und noch bis Oktober 2021 in Betrieb ist, kennen wir noch nicht.

Rätselraten entlang von neun Stationen

Wir ergattern einen der Parkplätze an der Kirche St. Gallus und starten gleich mal in die falsche Richtung. Ein grüner VW-Käfer ist schuld. Ihm wächst ein Baum aus dem Dach und auch sonst sieht er nicht mehr ganz fahrtüchtig aus. Aber meiner fahrzeugbegeisterten Familie ist das egal. Das gute Stück wird erst mal genau inspiziert. Und wo wir schon mal auf dieser Straßenseite sind, schauen wir auch gleich noch beim Storchennest auf dem BUND-Naturschutzzentrum vorbei. Aber wie wir die Hälse auch recken und strecken: Störche sehen wir keine. Der Abstecher lohnt sich trotzdem, denn an der Tür können wir den Info-Flyer zum Naturerlebnispfad mitnehmen. Er zeigt uns, dass wir erst mal wieder zurück zur Kirche müssen. Von hier arbeiten wir uns nun von Station zu Station voran. Entlang der 2,7 Kilometer langen Strecke gilt es nämlich, zehn Fragen an neun Stationen richtig zu beantworten und ein Lösungswort zu erraten. Die Kinder haben schnell raus, auf welches Wort mit zehn Buchstaben es am Ende rauslaufen soll. Aber das tut dem Spaß, den sie beim Lesen der Texte und dem Finden der Lösungen haben, keinen Abbruch.

Auf direktem Weg vom Rathaus zum Friedhof

Seit wir nicht mehr im vierten Stock wohnen, hat unsere Kondition, was Treppensteigen angeht, merklich nachgelassen. Trotzdem erklimmen wir die Stufen vom Rathaus hinaus zum Friedhof zügig. Da sind wir besser dran als eine andere Familie, die mit Kinderwagen unterwegs ist. Da die Eltern ihn nicht die 54 Höhenmeter über die Treppen nach oben schleppen wollen, müssen sie den Umweg über die geteerten Straßen nehmen. Wir, die wir alle fünf zu Fuß unterwegs sind, finden es super, dass wir zwischen Sommerwiesen auf direktem Weg nach oben steigen können. Zudem sich schnell erahnen lässt, dass der Ausblick von dort gigantisch sein muss. Tatsächlich werden wir mit einem wunderbaren Rundumblick über Möggingen, den Mindelsee und die Umgebung belohnt. Klar, dass nach dieser Anstrengung erst mal eine Vesperpause sein muss. Nebenbei erfahren wir im Rahmen des Quiz‘, warum der Admiral im Herbst von Radolfzell bis ans Mittelmeer fliegt. Wieder was gelernt. Anders als bei Station 3, wo die Frage lautet, was die Menschen bei den Bienen ernten. Das kann sogar unser Jüngster beantworten, der die Erklärung auf dem Hinweisschild noch gar nicht lesen kann.

Holz-Spechte und echte Spechte auf einer Wiese

Besonders gut gefällt uns Station 4, bei der wir die Höhlen im Stamm des Spechtbaums zählen sollen. Achtung, Spoiler: Es sind vier! Jetzt, wo wir das geklärt hätten, empfehle ich dringend, sich auf das zu konzentrieren, was diese Wiese so viel interessanter macht als der Holzspecht, der den Spechtbaum kennzeichnet – auf die echten Spechte nämlich, die es hier zuhauf gibt! Wir zum Beispiel beobachten in aller Ruhe zwei Buntspechte, die sich von uns nicht stören lassen. So sehen die also in Echt aus!

Trennzeichen (Berge mit Wasser)

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Trennzeichen (Berge mit Wasser)

Vogelparadies am Mögginger Wasserschloss

Von den Spechten geht es über den Feldweg weiter bis zum Ortsrand von Güttingen, wo wir abbiegen Richtung Tennhof. Jetzt kommt der Abschnitt des Naturerlebnispfads, auf den ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe. Denn die Hinweisschilder führen von hier zum Mögginger Wasserschloss. In dieser verwunschen wirkenden Anlage mit Wassergraben sitzt heute das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Ornithologe – Vogelkundler – müsste man sein. Dann könnte man hier jeden Tag arbeiten! Wir hingegen müssen uns mit einer kurzen Stippvisite begnügen, gehen aber natürlich nicht weiter, ohne vorher ausgiebig im MaxCine Filme geguckt zu haben. In vielen kleinen Bildschirmen und auf der raumfüllenden Leinwand können Zuschauer hier eintauchen in die Arbeiten der Tierforscher. In Zeiten von Corona begeistert es uns sehr, dass das kleine Häuschen für uns geöffnet hat und nicht – wie derzeit so viele andere Attraktionen – abgeschlossen ist.

Ausflug ohne Motzen dank abwechslungsreicher Tour

Die letzten 600 Meter unserer Tour sind zwar nicht mehr so schön wie die ersten 2100, aber mit der Aussicht auf eine weitere Vesperpause am Fuß der St.-Gallus-Kirche nehmen die Kinder auch den Fußgängerweg entlang der Liggeringer Straße ohne Murren in Kauf. Zurück am Auto stellen wir fest, dass die gesamten 1,5 Stunden, die wir auf dem Naturerlebnispfad unterwegs waren, keins der Kinder gemotzt hat. Sie waren zu abgelenkt von den Stationen und dem abwechslungsreichen Weg. Zur Belohnung fotografieren wir die Hinweistafel von Station 10: Sie zeigt ein Crêpes-Rezept, das wir gleich nach unserer Rückkehr ausprobieren werden. Wusste ich’s doch, dass ich meine Kinder für die Heimattage würde begeistern können!

Heike Thissen lebt mit ihrer Familie in Konstanz. Schon als Kind wünschte sie sich, später einmal in der Vierländerregion zu wohnen – und das, obwohl sie im schönen Oberbayern aufwuchs. Ihren Traum von damals hat sie wahr gemacht und schreibt seither als Journalistin und Autorin am liebsten über die Bodenseeregion und das, was sie so besonders macht.

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