Kurzurlaub auf der ehemaligen Klosteranlage der Kartause Ittingen

Meine Frau und ich sind jahrzehntelange Bodenseeurlauber. Schon als kleine Kinder waren wir fast jedes Jahr mit unseren eigenen Eltern hier und haben uns vor knapp 50 Jahren am See kennengelernt. Als wir vor einigen Wochen mal wieder alte Fotoalben auspackten, stellten wir fest, dass wir bereits in sämtlichen Bodensee-Regionen und Städten in Deutschland und Österreich waren, aber noch nie in der Schweiz. Da wir beide gerne in der Natur unterwegs sind, uns gleichzeitig sehr für Geschichte und Kultur interessieren und ein wenig Entspannung, Genuss und Kulinarik auch nicht fehlen darf, stieß ich bei meiner Recherche auf die Kartause Ittingen – laut mehreren Websites einer der schönsten Orte im Herzen der Ostschweiz. „Ein Kurzurlaub in der Kartause Ittingen ist perfekt, um die einzigartige Vielfalt rund um Kultur und Kulinarik zu zweit zu entdecken.“ Das hört sich für uns Zwei genau richtig an!

Verschiedene, stilvoll und modern eingerichtete Zimmer stehen uns zur Auswahl. Wir können zwischen Gartenzimmern mit Terrasse oder Balkon, Design-Zimmern oder sogar einer kleinen Suite auswählen, liebäugeln gar mit einer ganzen Woche „Ferien in der Mönchsklause“, mit eigenem Gärtchen, wo das klösterliche Leben hautnah spür- und erlebbar ist, perfekt für zwei Personen. Das Mönchshäuschen verfügt sogar über ein eigenes Wohn- und Esszimmer mit Kachelofen und einer Kochnische. Schnell prüfe ich die Verfügbarkeit des Wunschdatums und schon ist die Übernachtung für unseren Kurzurlaub gebucht.

Kultur steht ganz oben auf unserer Tagesordnung

Im Vorfeld haben wir uns darauf geeinigt, direkt nach unserer Ankunft die beiden Museen zu besuchen, die sich vor Ort befinden. Das Kunstmuseum Thurgau ist seit 1983 in der Kartause Ittingen beheimatet. Es konzentriert sich vor allem auf Werke mit Bezug zur wunderschönen Bodenseeregion. Wir erfahren jedoch, dass seit 1975 auch "internationale naive Kunst" von weltweit bekannten Künstlern ausgestellt wird. Interessant ist, dass es zwischen den heimatverbundenen und "fremden" Werken immer wieder Berührungspunkte gibt - für Kunstinteressierte genau das Richtige! Im Laufe der Jahre sind hier mehrere zehntausend Kunstwerke ausgestellt worden. Und damit nicht genug: Denn das Museum ist ebenfalls geprägt durch räumliche Besonderheiten. Einige Ausstellungsstücke befinden sich in den ehemaligen Klosterkellern – hier verschmelzen Kunst und Geschichte.

Besonders spannend ist für uns in diesem Zusammenhang natürlich das Ittinger Museum, welches sich mit dem Kunstmuseum dank des „Ittingen Walks“ von der renommierten Künstlerin Janet Cardiff verbinden und entdecken lässt. Sie schuf ein Audiokunstwerk speziell für die Kartause Ittingen, das wir (auf einem MP3-Player) an der Museumskasse ausgehändigt und erläutert bekommen. Mit Kopfhörern versehen werden wir von der Stimme der Künstlerin durch das Museum begleitet. Der poetische Erzählstrang der Künstlerin entführt uns 200 bis 300 Jahre in die Vergangenheit und gibt uns Einblicke in das längst vergessene Leben der Mönche. Mit unterschiedlichen Klängen und Geräuschen baut Janet Cardiff eine Wahrnehmung zwischen Realität und Fiktion auf und löst persönliche Bilder und Gedanken aus. Dabei erfahren wir nicht nur Einiges über den Ort, sondern auch über uns selbst – ein absolutes MUSS für alle Kulturfans! Besonders beeindruckt sind wir von der alten Klosterkirche, dem eigentlichen Zentrum der Kartause Ittingen. Hier finden auch heute noch gelegentlich ökumenische Feiern statt.

Kulinarische Highlights – saisonal & nachhaltig

Zum Abendessen besuchen wir das Restaurant Mühle in der Kartause Ittingen, das alle hungrigen Gäste mit gesunden, saisonalen Gerichten verwöhnt. Der Restaurantname leitet sich wohlmöglich vom großen Mühlrad ab, welches – wie wir erfahren – aus dem 19. Jahrhundert stammt. Das kulinarische Angebot richtet sich nach der klösterlichen Tradition der Selbstversorgung und bietet vor allem Erzeugnisse aus dem eigenen Gutsbetrieb an. Neben diesen werden weitere hausgemachte Produkte angeboten. Kein Ort wäre geeigneter für uns, um den ersten Urlaubstag gemütlich ausklingen zu lassen. Neben einer Crèmesuppe entscheide ich mich für ein leckeres Fischgericht – für meine Frau bietet das Restaurant auch vegetarische Alternativen. Zum Abschluss teilen wir uns noch ein Dessert und fallen danach erschöpft und angenehm gesättigt ins Bett.

Am darauffolgenden Morgen geht es zum Frühstücksbuffet, wo sich die kulinarische Vielfalt der Ittinger Produkte einmal mehr von ihrer besten Seite zeigt. Das Brot wird täglich frisch gebacken, und dazu gibt es eine große Auswahl an Fleisch aus der eigenen Metzgerei, Milchprodukte wie Käse und Joghurt und sogar hausgemachte Konfitüren. Nachdem wir von fast allen Köstlichkeiten probiert haben, starten wir gut gestärkt in den Tag.

Trennzeichen (Berge mit Wasser)

Zum Spazieren und Wandern laden die ehemalige Klosteranlage und ihre Umgebung geradezu ein. Ob unterwegs auf verschiedenen Themenpfaden durch die Gärten oder auf einem Gang durch den Ittinger Wald, durch die Weinberge, über Wiesen und Äcker zur nahen Thur oder zum Nussbaumersee, die Bewegung belebt die Sinne, tut gut und macht einen Besuch in der Kartause Ittingen zu einem ganzheitlichen Erlebnis.

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Trennzeichen (Berge mit Wasser)

Auf den Spuren der Mönche

Heute wollen wir das Areal der Kartause Ittingen und die Natur in und unmittelbar neben dem ehemaligen Kloster erkunden. Der circa einstündige Rundgang auf dem „Grünen Pfad“ führt vorbei an den schönsten Ecken, und wir lernen bei einer Art Schnitzeljagd auf spielerische Weise, wie facettenreich das Thema Nachhaltigkeit damals wie heute gelebt wird. Mithilfe des Übersichtsplans finden wir 15 kleine Schilder, die uns nicht nur spannende Informationen liefern, sondern durch das Finden der jeweils korrekten Antworten auch ein Lösungswort ergeben.

Wir erfahren auch, dass die Kartause Ittingen in der Landwirtschaft, im Weinbau und in der Gärtnerei hochwertige und ganz besondere Spezialitäten produziert, die im Klosterladen gekauft werden können. Dahin müssen wir einen Abstecher machen! Vor dem Eingang entdecken wir selbstgemachte Vogel-Futterhäuschen und sogenannte Wildbienenhotels, wie uns die Verkäuferin sagt. So ein Vogel-Futterhäuschen passt perfekt in unseren kleinen Garten und ist ein schönes Erinnerungsstück. Im Laden decken wir uns mit weiteren vor Ort hergestellten Produkten ein: ein Glas Apfel-Chutney aus Äpfeln vom Gutsbetrieb, ein Glas Johannisbeerkonfi, welches wir schon beim Frühstück probieren durften und eine gute Flasche Wein.

Mein Name ist Harald, ich bin 62 Jahre alt und immer auf der Suche nach einem besonderen Bodenseeerlebnis. Ich muss nicht fliegen, um in Urlaubsstimmung zu kommen – denn auch in der Bodenseeregion gibt es immer wieder neue Orte zu entdecken. Mit meiner Frau gehe ich gerne auf kulinarische Entdeckungsreise. Dabei setzen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit.

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