Stadtrallye Meersburg - Mit Ritter Kunibert auf Bilderjagd in der historischen Kleinstadt

„Los, Kinder, wir müssen Ritter Kunibert und seinem Drachen helfen, das gestohlene Gemälde von König Friedbart wiederzufinden!“, rufe ich ins Wohnzimmer. Während meine beiden jüngeren Sprösslinge interessiert gucken und mehr wissen wollen, rollt mein Ältester nur mit den Augen. „Ich bin raus“, sagt er und verkrümelt sich mit einem Buch. Müssen mir also die beiden anderen helfen, die Stadtrallye in Meersburg zu absolvieren, die ich mir als Highlight des Ferientages herausgesucht habe. Wir holen uns noch Verstärkung von einer Freundin und ich fahre mit einem 5-Jährigen, einer 8-Jährigen und einer 9-Jährigen mit der Fähre nach Meersburg, um dem Ritter und seinem Drachen unter die Arme zu greifen.

Rätselratend durch die Altstadt

Auf dem Weg lade ich mir die App „Actionbound“ herunter und rufe unter dem Stichwort „Meersburg“ die Stadtrallye auf. Die Idee finde ich super: Eingebunden in eine erfundene Geschichte – welcher moderne Ritter ist heutzutage schließlich noch mit einem Drachen unterwegs??? – gilt es, verschiedene Punkte in der Stadt zu finden und dort Rätsel zu lösen. Anhand einer digitalen Karte sehen wir, wo wir uns befinden und wo wir hinmüssen. In Meersburg angekommen ist unsere erste Station der Schlossgarten. Wir erklimmen also erstmal über die steile Steigstraße Richtung Oberstadt. Meine Kinder, nicht unbedingt als die laufstärksten bekannt, stürmen los. Der Ansporn ist groß, die Vorfreude auch.

Von tanzenden Tieren und dichtenden Damen

„Der Ort wurde gefunden!“, zeigt die App an, als wir in der Mitte des herrlichen Schlossgartens stehen. Muße, um den Ausblick zu genießen, haben wir allerdings nicht: Bei jeder Aufgabe, die es zu lösen gilt, läuft ein Timer rückwärts. Ist die veranschlagte Zeit um, gibt es Strafpunkte – selbst dann, wenn die Aufgabe richtig gelöst wurde. Ich nehme es sportlich, ist ja nur ein Spiel. Die Kinder nehmen es ernst, der Ehrgeiz hat sie gepackt. „Welches Tier tanzt auf Ritter Kuniberts Burg?“, lautet die erste Rätselfrage. Wir rennen zur Mauer, finden die richtige Antwort und sind trotzdem 15 Sekunden zu langsam. Mist. Von unseren ersten hart erarbeiteten Punkten werden uns gleich wieder etliche abgezogen. Bei der zweiten Station, wo wir den Namen der Dichterin erraten sollen, die auf der Burg viele Jahre gelebt hat, halten wir das Zeitlimit ein (weil Mama ein bisschen mit ihrem Allgemeinwissen nachhilft). Auf dem Weg zur dritten Station verlaufen wir uns und überschreiten die Zeitvorgabe gleich um mehrere Minuten. Sie ist aber auch wirklich sehr knapp bemessen, finden nun auch meine Mitstreiter.

Trennzeichen (Berge mit Wasser)

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Trennzeichen (Berge mit Wasser)

Burg, Schloss und Hafen sind spannende Stationen

Wir beschließen also einstimmig, die Zeitvorgabe von nun an zu ignorieren. Das hier soll ja Spaß machen und nicht in einem gehetzten Dauerlauf durch die Stadt münden. Von da an haben wir einen tollen Nachmittag. Ich komme an Ecken in Meersburg, in denen ich noch nie war, und frage mich mehr als einmal, warum wir eigentlich nicht öfter mal den See überqueren, um in diesem schmucken Städtchen einen Nachmittag zu verbringen. Vom neuen Schloss geht es über mehrere Hundert Treppen (Zeitvorgabe: 90 Sekunden) runter zum Hafen und von dort zur „Magischen Säule“ von Bildhauer Peter Lenk. Danach haben wir uns – so sagt es die App – ein Eis an der Eisdiele an der Ecke verdient, das angeblich bereits bezahlt ist. Leider kennt der freundliche Eisverkäufer weder die Stadtrallye noch Ritter Kunibert und seinen Drachen, so dass ich das Eis aus eigener Tasche bezahle. Hier schwant mir das erste Mal, dass die App vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand ist. Das Eis schmeckt trotzdem und stärkt uns für die zweite Hälfte der Tour.

Rauf und runter, rauf und runter

Diese führt wieder hinauf in die Oberstadt, wo wir viele weitere kleine Rätsel lösen und spannende Entdeckungen machen. Ganz nebenbei lernen die Kinder, was eine Quersumme ist. Die müssen wir nämlich aus einer Jahreszahl bilden, die auf einer in den Boden eingelassenen Plakette zu sehen ist. Am Ende sollen wir in der katholischen Kirche in einem Gesangsbuch nachschlagen, mit welchem Wort das Lied mit der Nummer 136 beginnt. Leider befinden wir uns inmitten einer weltweiten Pandemie mit entsprechenden Hygieneregeln – in der ganzen Kirche ist kein einziges Gotteslob zu finden. Ich tippe auf „Herr“ und liege falsch. „Lamm“ wäre die richtige Antwort gewesen, wie ich erst später herausfinde. Und auch die letzte Aufgabe, bei der wir in eben jenem Büchlein das Bild finden sollen, das König Friedbart gestohlen wurde, können wir wegen Corona nicht lösen. Was diese Angaben angeht, ist die Stadtrallye also nicht ganz auf dem aktuellen Stand. Tatsächlich macht uns das gar nichts aus, wir haben trotzdem viel Spaß. Erschöpft und zufrieden sitzen wir nach 1,7 Kilometern, die sich wegen der Steigungen nach mehr angefühlt haben, wieder auf der Fähre zurück nach Konstanz. „Wo ist denn nun eigentlich der Ritter mit seinem Drachen?“, fragt mein Jüngster. Ich verspreche ihm, dass ihm das sein großer Bruder später bestimmt gern erklären wird.

Heike Thissen lebt mit ihrer Familie in Konstanz. Schon als Kind wünschte sie sich, später einmal in der Vierländerregion zu wohnen – und das, obwohl sie im schönen Oberbayern aufwuchs. Ihren Traum von damals hat sie wahr gemacht und schreibt seither als Journalistin und Autorin am liebsten über die Bodenseeregion und das, was sie so besonders macht.

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