Ein genussvoller Abend in alten Gemäuern
Mitten in Meersburgs historischer Altstadt liegt das vineum bodensee, ein Weinmuseum der Moderne in denkmalgeschütztem Ambiente. Ein Kontrast, der sich auch in den Weinen der Burgenstadt widerspiegelt. Das Haus für Wein, Kultur und Geschichte lädt zu einem unvergesslichen Museumsbesuch ein, der über 600 Quadratmeter alle Sinne anspricht. Nach einem solch erlebnisreichen Rundgang drängt sich die Degustation der vollmundigen Weine des Meersburger Staatsweinguts förmlich auf.
Wir nehmen dich mit auf ein exklusives Weintasting in den Ausstellungsräumen des vineums sowie der Präsentation des jahrhundertealten Torkels, bevor es tief hinunter in den historischen Weinkeller des Staatsweinguts geht.

Faszination Wein. Sommelier Thomas Stolz begrüßt die Teilnehmer der abendlichen Weinprobe vor dem vineum bodensee. Über 20 Personen haben sich eingefunden, um dem Geheimnis der Weinherstellung ein Stück näher zu kommen.

Wir betreten das historische Gebäude und stehen unvermittelt vor einer der ältesten, größten und noch voll funktionsfähigen Weinpressen Europas. Der Weintorkel aus dem Jahr 1607 füllt den gesamten rechten Eingangsbereich aus. Während wir das massige Ungetüm ehrfürchtig betrachten, schenkt Thomas Stolz den ersten Wein des Abends aus – einen trockenen Müller-Thurgau vom Lerchenberg. Dann setzt er den 400 Jahre alten Torkel in Bewegung. Die schweren Eichenbalken ächzen und knarzen. Ehrfürchtig lauschen wir der Geschichte des jahrhundertealten Meersburger Weinanbaus, der uns in einer Multimediashow nahegebracht wird.

Von der Eingangshalle wechseln wir in den hinteren abgedunkelten Degustierraum, die Vinemathek. Sommelier Thomas Stolz serviert fünf erlesene Weine des Staatsweinguts in „völlig neuem Licht“. Die dezente Beleuchtung schärft den Geschmackssinn. Unter fachkundiger Anleitung erkunden wir das Geheimnis der ausgewählten Tropfen und erleben ein explosives Gaumen-Feuerwerk an Eindrücken.

Die Verkostung eines Weins erfolgt durch den Seh-, Geruchs- und Geschmackssinn. Jacqueline Rupf aus dem schweizerischen Bern beschnuppert ihr Glas, um den Charakter des eingeschenkten Weins zu erfassen. Geübte schlürfen den Wein und lassen ihn über die Zunge rollen. So gelangen mehr Aromastoffe in die Atemluft und die Geschmacksempfindung wird intensiver. Beim Geschmack lassen sich nacheinander Süße, Säure und Bitterstoffe unterscheiden.

Der eingeschenkte weiße Burgunder leuchtet blassgelb im Glas. Das feine Bukett duftet nach Aromen von Ananas und Apfel, aber auch ein wenig nach Pfirsich. Am Gaumen schmeichelt er angenehm harmonisch. Beim Verkosten wird uns bewusst, wie viel der jeweilige Wein über seine Herkunft und die Rebsorte verrät, dabei aber auch immer die Handschrift des Winzers durchschimmern lässt. Ein Fingerabdruck von Mensch und Natur. Während der Weißburgunder samtig die Kehlen hinunterrinnt, erklärt Thomas Stolz die Zusammenhänge zwischen Rebsorte, Klima und Kellertechnik.

Eine Weinprobe ist immer auch eine Entdeckungsreise. Neben den exzellenten Tropfen aus den Meersburger Lagen verkosten wir an diesem Abend auch einen Weißherbst, der aus Spätburgundertrauben gewonnen wurde, die auf den sandigen Böden der Gailinger Ritterhalde am Hochrhein wuchsen. Der Weißherbst ist eine besondere Art des Roséweins, lässt uns Thomas Stolz wissen. Er besteht aus nur einer Rebsorte. Ein „Cuvée-Weißherbst“ ist also nicht erlaubt.

Susanne und Günther Platsch stoßen auf einen gelungenen Abend an.

Höhepunkt unserer Degustation ist ein trockener Spätburgunder Rotwein aus der Lage Bengel. Er besticht mit seiner rubinroten Farbe und einem betörenden Duft nach Weichselkirschen. Im Geschmack finden sich Noten von Kaffee und Kakao, feine Tannine runden den Gesamteindruck ab. Passend dazu erzählt Thomas Stolz die Anekdote, dass sich einst die Bengel und Jungfern in den Weinbergen vor der Stadt getroffen haben, um sich frivolem Treiben hinzugeben. Ob die Geschichte wirklich wahr ist, verrät er an diesem Abend jedoch nicht.

Nach der Weinprobe begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang. Der Sommelier nimmt uns mit ins Kelterhaus des Staatsweinguts, das nur wenige hundert Meter vom vineum bodensee entfernt liegt. Inmitten von modernen Weinpressen und Maischegärtanks erfahren wir anhand eines kleinen Films alles Wissenswerte über die Arbeit des Winzers.

Von der Kelterhalle steigen wir die Treppe hinunter in den historischen Weinkeller aus dem Jahre 1720. Hier unten empfängt uns eine beinah andächtige Stille. Beeindruckt schlendern wir im Dämmerlicht an den riesigen, modernen Stahltanks vorbei, die in Kontrast zu dem alten Mauerwerk stehen, bevor wir das Herzstück, den Holzfasskeller, betreten. Alte, reich verzierte Eichenfässer reihen sich aneinander. Von Thomas Stolz erfahren wir, dass es sich um Barriquefässer handelt, in denen der Rotwein eine komplexe Aromatik erhält, die die meisten Genießer sehr zu schätzen wissen.

Fasziniert streicht Susanne Platsch über den kunstvoll verzierten Fassboden eines Eichenfasses, dass 2003 zum 200-jährigen Bestehen des Staatsweinguts Meersburg angefertigt wurde. Im Jahre 1803 wurde aus der Großherzoglich-Badischen Domänenkellerei das Staatsweingut Meersburg.

Zum Abschluss genießen wir einen leichten Secco in der Kelterhalle. René, Samira und Doreen Strehle lassen den Abend noch einmal Revue passieren.

Fazit: Ein stimmiges Event für Weinliebhaber und Verliebte. Den Teilnehmern hat es jedenfalls gefallen. Und für uns war es bestimmt nicht die letzte Weinprobe des Staatsweinguts Meersburg.
Öffnungszeiten Weinverkauf Staatsweingut Meersburg
Mo bis Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 16 Uhr.
April bis Oktober auch sonntags von 11 bis 18 Uhr.
An Feiertagen geschlossen.
- Während der Öffnungszeiten können alle aktuellen Weine im Weinverkauf verkostet werden.
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